Hasenpemmen und Stiefeltüte
„Hasenpemmen und Stiefeltüte“
Dorfgeschichten aus dem Schliebener Land
Autor: Dr. Gert Wille
Verlag: BücherKammer, Herzberg/E.
Proßmarke, das Heimatdorf des Autors, steht im Mittelpunkt der „Dorfgeschichten“. In bemerkenswerter Weıse sucht und findet Dr. Gert Wille aber auch die Verbindung insgesamt zur heimatlichen Region um Schlieben und Herzberg. Die natürliche Umwelt, die heimische Landschaft mit Wäldern, Wiesen, Feldern und Moorgebieten bilden den äußeren Rahmen für seine Geschichten.
Gert Wille zeichnet eindrucksvoll und lebendig ein Bild vom Geschehen im Dorf in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Mängel, Engpässe und andere Schwierigkeiten waren von Dorfbewohnern zu bewältigen. Die Narben, die der furchtbare Weltkrieg hinterlassen hatte, begannen erst langsam zu verheilen. Da waren die Kinder, deren Väter nicht aus dem Krieg zurückkamen, die Umsiedlerfamilien aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die in die Dorfgemeinschaft eingegliedert werden wollten. Das alles traf allerdings für viele Dörfer in Deutschland in ähnlicherweise zu. Gert Willes „Dorfgeschichten“ sind in einer Zeit angesiedelt, in der Schule, Dorfkonsum und Gastwirtschaft noch zu den wichtigsten Institutionen im Ort gehörten, wenn es um die „Dorfpolitik“ ging. Er beschreibt Menschen mit ihren individuellen Charaktereigenschafiten mit ihren persönlichen Stärken und Schwächen. Dies trifft im Besonderen bei nahen Verwandten, wıe Geschwister oder der Mutter zu. Eine besondere Rolle spieltenseine Lehrer Otto Steinbiß und Peter Kunze, die seine weitere Entwicklung beeinflussten und prägten. Er hatte das Glück, dass er von Lehrern unterrichtet wurde, die sich selbst für die Heimatgeschichte begeisterten. Sie legten wohl den Grundstein bei Gert Wille für dessen spätere engagierte Arbeit als Bodendenkmalpfleger.
In den „Dorfgeschichten“ finden sich auch Erzählungen über dörfliche Traditionen, Sitten und Gebräuche, beispielsweise über die Dorfweihnacht, die Fastnachtswoche oder die Pfingstbräuche. Liebevoll und detailgetreu werden diese Ereignisse dem Leser nahe gebracht. Es fehlen auch nicht die alten Geschichten und Sagen, von denen Gert Wille vor Jahren in der Schule gehört hatte und die ihn so fesselten und seine Fantasie beflügelten. Da gab es den Reiter ohne Kopf vom Gänseberg, die Wassermänner und Nixen aus den Moorgründen des Fichtwaldes oder die Kobelilts, die gelegentlich den Bewohnern im Dorf zu schaffen machten. Es war eine bunte und abwechslungsreiche Zeit, die Kindheit von Gert Wille. Er hat seine Erinnerungen bewahrt und er besitzt auch das Talent, das damals Erlebte spannend und mit Humor gewürzt in seinen „Dorfgeschichten“ wieder auferstehen zu lassen. Somit sind sie zu einer Chronik der besonderen Art geworden und illustrieren anschaulich Jahrzehnte der jüngeren Vergangenheit im Schliebener Land. Das heimatgeschichtliche Schrifttum hat mit den „Dorfgeschichten“, dank Dr. Gert Wille, eine erfreuliche Bereicherung gefunden.
Hans-Dieter Lehmann
(Auszug des Vorworts vom Buch)